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Zunft und Ordnung

Die Wirtschaft Fürths wurde bis ins späte 18. Jahrhundert von der Dreiherrschaft bestimmt. Die Bamberger Dompröpste und die Ansbacher Markgrafen unterstützten eine florierende ökonomische Entwicklung, da sie von den Abgaben profitierten. Für die Reichsstadt Nürnberg hingegen war ihr kleiner, aufstrebender Nachbar seit dem 18. Jahrhundert ein Konkurrent, denn viele Handwerker wanderten wegen der strengen Nürnberger Bestimmungen ins freiere Fürth ab.

Die Förderung einer Ansiedlung von Schutzjuden durch die Ansbacher und Bamberger Machthaber begünstigte die Fürther Wirtschaftsentwicklung zusätzlich – insbesondere durch den unter den Juden notwendigerweise verbreiteten Beruf des Händlers. Ähnlich günstig wirkte sich die Ansiedlung von holländischen und französischen Emigranten im 17. Jahrhundert auf die wirtschaftliche Situation im Marktflecken aus. Sie brachten neue Handwerke mit wie z. B. Uhrmacherei oder Tabakanbau. Damit erlangte das Fürther Gewerbe eine überregionale Bedeutung.

Der Flecken Fürth auf einem Stadtplan von 1630.

 

 

Foto © Stadtarchiv Fürth

Das Zunftwesen wurde in Fürth erst vergleichsweise spät, ab 1590, eingeführt. Auch versuchten die drei Herren, die Handwerker durch möglichst vorteilhafte Bestimmungen an ihren jeweiligen Herrschaftsbereich zu binden. Aus diesen Gründen waren die Fürther Vorschriften freier als in den Reichsstädten, und es entstanden in vielen Handwerkszweigen mehrere Zunftordnungen.

Die Dreiherrschaft beeinflusste das Zunftwesen nachhaltig. Für viele Handwerke gab es sowohl eine Bamberger als auch eine Ansbacher Ordnung. In Nürnberg waren Zünfte seit der Mitte des 14. Jahrhunderts verboten, weshalb es auch in Fürth keine Organisationen unter dieser Herrschaft gab.
Die erste bekannte Zunftordnung, die in Fürth gültig wurde, stammt aus dem Jahr 1590. Sie galt für die Ansbacher Hafner (die irdenes Geschirr und Kachelöfen herstellten) und war für das gesamte Fürstentum Ansbach bestimmt. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts kamen Ansbacher Ordnungen dazu, die nur in Fürth galten. Die Bamberger Zunftordnungen entstanden erst nach dem Jahr 1715, als ein kaiserliches Vergleichsurteil den Bamberger Machthabern die Erlassung der Ordnungen erlaubte. Die Fürther Handwerkervorschriften waren durch die innerörtliche Konkurrenz im Allgemeinen weniger streng als in der Umgebung üblich. Aus vielen der Fürther Zunftgewerbe entwickelten sich später wichtige Industriezweige, z. B. die Spiegelglas-, Brillen-, Bronzefarben- oder Spielwarenproduktion.


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