Wirtschaftswunderzeit

Unmittelbar nach dem Krieg fehlte es auch in Fürth an allen Dingen des täglichen Bedarfs - Hunger und Krankheiten waren die Folge. Tausende von Flüchtlingen aus dem Osten machten zudem den Wohnraum knapp. Kriegsversehrte gehörten zum normalen Straßenbild dieser Tage. Die "Care-Pakete" der Amerikaner linderten etwas die Not, den Rest musste man im Tauschhandel oder auf dem Schwarzmarkt organisieren. Schulunterricht fand zunächst so gut wie gar nicht statt. Viele Schulgebäude dienten noch als Lazarette oder Notunterkünfte. So waren die Kinder sich oft selbst überlassen. Schulspeisungen sicherten später wenigsten die Grundversorgung der Kinder.

 

Foto © Stadtarchiv Fürth

Die Gartenschau "Grünen und Blühen" lockte 1951 nicht nur die Bevölkerung in den Stadtpark. Auch für viele Besucher aus dem Umland war sie eine touristische Attraktion und ein Zeichen für wiederkehrende Normalität.

Auch der beliebte Fürther Stadtpark war von den Zerstörungen durch den Krieg stark betroffen. Doch gerade die extreme Bevölkerungszunahme in Fürth auf über 100.000 Einwohner machte den Erholungsraum unverzichtbar. Nach Entwürfen des Stadtgartendirektors Hans Schiller wurde 1950 mit der Bepflanzung begonnen, und bereits im Mai 1951 konnte die Gartenschau "Grünen und Blühen" eröffnet werden. Sie brachte im wahrsten Sinne des Wortes ein Aufblühen in die trostlose Zeit. Und so besuchten schließlich ungefähr eine Million Menschen den Fürther Stadtpark anlässlich der Gartenschau.

Mit dem Beginn des Wirtschaftswunders Mitte der 1950er Jahre konnte nun endlich auch der Wohnungsnot begegnet werden. So wurde 1956 mit dem Bau der geplanten Trabantenstadt auf der Hard begonnen, die schließlich 1965 fertig gestellt war und als neuer Stadtteil Hardhöhe ca. 10.000 Menschen Wohnraum bot. Die Stadtplanung folgte dem Ideal der Fünfziger Jahre. Lockere Bebauung, geschwungene Straßen, Grünflächen und verschiedene Häusertypen vom Hochhaus bis zum Einfamilienhaus. Wichtig war auch die Anbindung der Siedlung an das Straßennetz. Auch in anderen Vierteln der Stadt wurden Neubauprojekte gestartet, wie in der Südstadt mit Hilfe der Amerikaner. Durch den Bau der Kalbsiedlung, wo amerikanische Soldaten untergebracht wurden, konnte das Problem der Wohnungsnot weiter gemildert werden.

 

Die Kalbsiedlung linderte die größte Wohnungsnot. © Stadtarchiv

Deutliche Zeichen für die wieder erstarkte Wirtschaft waren auch Firmenneubauten, z. B. die Zentrale der "Leonard Kurz GmbH" an der Schwabacher Straße. Industrielle, die die Gunst der Stunde nutzen konnten, prägten die Jahre des Aufschwungs in Fürth. Max Grundig, dem 1963 die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde, wurde mit seine Rundfunk- und Fernsehgeräten bald weltweit bekannt. Der Aufstieg des Unternehmens erreichte um 1980 seinen Höhepunkt, als weltweit ca. 40.000 Beschäftigte im seinerzeit größten Unternehmen Mittelfrankens arbeiteten. Neben Max Grundig machte ein weiterer Unternehmer die Stadt Fürth über ihre Grenzen hinaus bekannt.

 

Das Ladengeschäft der Firma Schickedanz, bevor die "Quelle" Hauptzweig des Unternehmens wurde.

 

Foto © Stadtarchiv Fürth

Gustav Schickedanz, dessen Großversandhaus "Quelle" die Wünsche der Kunden stets dem jeweiligen Trend entsprechend bediente. Aus der "Großhandlung für Kurz-, Woll- und Weißwaren" gründete Schickedanz 1927 die "Quelle". Trotz seiner unrühmlichen Rolle während der NS-Zeit konnte er das Unternehmen ab 1949 wieder führen und machte den Konzern bis zu seinem Tod im Jahre 1977 zu einem Milliardenunternehmen. Nach Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und Übernahme durch den Arcandor-Konzern musste das Unternehmen allerdings 2009 Insolvenz anmelden.

Langsam normalisierte sich auch der Alltag. Der Aufschwung der Wirtschaftswunderzeit weckte bei der Bevölkerung wieder das Bedürfnis nach einst beliebten Freizeitbeschäftigungen. So konnte man auf der Kirchweih einmal für einige Stunden die Sorgen des Alltags vergessen und den Fahrgeschäften oder einigen Leckereien frönen. Und auch im Fußballstadion im Ronhof herrschte großer Andrang, wenn die Spielvereinigung Fürth dort antrat.

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