Sehenswerte Objekte

Fürther Brauwesen

Fürther Brauwesen
Gitterbekrönung Geismann Bräustübl und Postkarte Geismannsaal
um 1900

Foto © Stadtmuseum Fürth

Die farbig gefasste, schmiedeeiserne Bekrönung zierte eines der vier Fenstergitter des Bräustübls, das um 1900 im repräsentativen Neubau der Brauerei Geismann an der Bäumenstraße eingerichtet wurde. In der Mitte des Gitters ist ein Bierkrug dargestellt, der beidseitig von stilisierten Hopfenranken umgeben ist.
Darunter befindet sich eine stark vergrößerte Postkarte vom „Geismann's Salvator-Saal“. Das Motiv der Karte gestattet dem Betrachter einen Blick in den 1895 auf dem Brauereigelände errichteten Saalbau, der nach den Entwürfen des Architekten Fritz Walter gestaltet wurde. Dieser fasste bis zu 2.000 Besucher und war bis zu seinem Abriss 1982 der größte Veranstaltungsort in Fürth. Die Außenansicht links zeigt den Saal und die darunter eingerichtete Fasshalle. (Leihgabe Altstadtverein Fürth und Städtische Sammlungen Fürth)

Unser Service für blinde und sehbehinderte Menschen: Beschreibung der Gitterbekrönung des „Geismann Bräustübls“ und der Postkarte „Geismann's Salvator-Saal“
Das Ensemble in der Dauerausstellung des Stadtmuseums besteht aus zwei Teilen: Über einer stark vergrößerten, farbigen Postkarte vom „Geismann's Salvator-Saal“ befindet sich die Gitterbekrönung des „Geismann Bräustübls“. BetrachterInnen bekommen so den Eindruck, durch ein Fenster in den Saal zu blicken.
Im Mittelpunkt der farbigen Gitterbekrönung ist ein Bierkrug dargestellt, unter dessen fast zugeklapptem Deckel Schaum hervorquillt. Von ihm gehen symmetrisch dunkelgrüne und goldene Hopfenranken mit Knospen aus, die sich spiralförmig und dekorativ zu einer Fensterbekrönung formen.
Die Postkarte darunter zeigt einen perspektivischen Blick in den „Geismann's Salvator-Saal“. Lange Tische, voll besetzt mit BiertrinkerInnen, vermitteln die Größe des Saals. Dessen Decke, im Vordergrund gestützt durch zwei rote Marmorsäulen, ist im neobarocken Stil dekoriert und mit acht Hängelampen bestückt. Links neben dem Einblick in den Saal befindet sich dessen Außenansicht mit der darunterliegenden Fasshalle. Der langgestreckte, hellrote, zweistöckige Bau ist durch hellgelbe vorgeblendete Säulen gegliedert. Im Erdgeschoss entsteht dadurch die offene Halle für befüllte Fässer. Im ersten Stock sind paarweise Fenster angeordnet, darüber befinden sich je ein querovales kleines Fenster. Das dunkelrote Dach ziert ein kleines Türmchen.

Fürther Großbrauereien
Bereits 1604 gab es in Fürth neun kleinere Braustätten, deren Anzahl sich bis 1731 auf 24 erhöhte. Im Zuge der Industrialisierung konzentrierte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Braugewerbe auf fünf große Familienunternehmen: Humbser, Grüner, Geismann, Mailänder (Bergbräu) und Evora & Meyer.
Der Einsatz von Dampf- und Eismaschinen sowie weitere technische Neuerungen ermöglichten es den Betrieben, nicht nur die Bierversorgung der Stadt sicherzustellen. Durch die verbesserte Haltbarkeit und den schnellen Transport der Biere mit der Eisenbahn konnten die Brauereien auch große Mengen für den Export nach West- und Norddeutschland produzieren. Besonders die Standardbiere von Grüner und der „Poculator“ von Geismann, das erste fränkische Starkbier, erfreuten sich großer Beliebtheit.
Die Brauereien waren zunächst überwiegend in der Innenstadt angesiedelt. Als Ende des 19. Jahrhunderts dort keine weitere Expansion durch den Zukauf von Grundstücken mehr möglich war, verlagerten einige Unternehmer ihre Betriebe an den Stadtrand oder erbauten nach dem Abriss der Gebäude auf dem alten Areal moderne Brauereigroßanlagen. Die Errichtung von Biergärten oder Brauereisälen vervollständigte die Bautätigkeiten.
Auf Grund der zunehmenden Konkurrenz kam es im 20. Jahrhundert vermehrt zu Brauereiübernahmen, -zusammenlegungen und -schließungen. In die 1972 gegründete Patrizier Bräu AG wurden neben anderen auch die verbliebenen Fürther Betriebe Humbser und Geismann, die sich bereits 1967 zusammengeschlossen hatten, sowie Grüner und Bergbräu, deren Brauereien 1977 stillgelegt wurden, nach und nach eingegliedert. 1994 fusionierte diese mit der Nürnberger Tucher Bräu AG, womit die Zusammenlegung der Fürther und Nürnberger Traditionsbrauereien abgeschlossen war. Von den fünf großen Brauereien, die es um die Jahrhundertwende in Fürth noch gab, existierten 100 Jahre später keine mehr.
Anfang der 2010er wurden jedoch einige alte Biersorten in Fürth neu aufgelegt. Seit September 2011 wird das Grüner Bier wieder ausgeschenkt, das sich zu einer der größten Erfolgsgeschichten der Tucher Bräu AG entwickelte. Im Jahr 2017 wurde die Biermarke Evora & Meyer durch die Bierothek Fürth wiederbelebt. Zur Fürther Kirchweih 2018 kam schließlich ein neues helles, naturtrübes Humbser-Bier in Flaschen auf den Markt. 2019 die erfolgte die Einführung einer Geismann Brauspezialität. Die Wiederauflage von Evora & Meyer-Bieren läßt noch auf sich warten.

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